Innerhalb der volkstümlichen Musik Koreas kommt dem Pansori besondere Bedeutung zu. Es handelt sich um einen langen epischen Gesang/ Vortrag bei dem ein einzelner Sänger (Gwangdae) von einem zweiten Musiker auf der Fasstrommel (Puk) begleitet wird. Pansori kann als eine Art „Theater des Erzählens“ bezeichnet werden, da der Sänger weder ganz in die Figuren hineinschlüpft noch die Handlung vorspielt, sondern stattdessen die Erzählung im Austausch mit dem immer lebhaft(er) reagierenden Trommler (Gosu) gestaltet, der gewissermaßen als erster Zuhörer fungiert.
Für den Sänger sind im Verlauf seines mitunter fünf- oder sechsstündigen Auftritts auch kundige Zuhörer im Publikum wichtig, die ihn mit aufmunternden lobenden Rufen (Chuimsae)
unterstützen.
Im Pansori wechseln sich Gesangs- (sori) und Erzählpassagen (aniri) ab.
Heute existierenden noch fünf Pansoris („Simcheongga“, „Sugungga“, „Chunhyangga“, „Heungboga“ und „Jeokbyeokga“) in unterschiedlichen Fassungen.
Alle Pansori-Stücke fußen auf Mythen und den schamanischen Traditionen. Humor und Satire der Texte wurzeln im Leben des Volkes.
Pansori-Singen ist eine sehr schwere Kunst, die man mit viel Geduld und Mühe erlernen muss. Der Tonumfang der traditionellen Musik ist sehr groß, daher klingt auch eine Vibration der Töne viel tiefer. Ein Pansori-Sänger singt im Gegensatz zur westlichen Gesangskunst, bei der schwingende Töne hervorgebracht werden, aus dem Hals heraus. Tügum bedeutet soviel wie den Klang erreichen. Erst wenn ein Pansori-Sänger dieses Niveau erreicht hat, tritt er vor ein Publikum.
Sänger und Trommler eines Pansori Stückes werden häufig als Blume und Schmetterling bezeichnet, denn sie müssen perfekt zusammenwirken, sonst kann eine Bühne nicht lebendig gestaltet werden. In einer Pansori-Aufführung gibt es immer einen Höhepunkt, der das Publikum aufrüttelt. Dieser Höhepunkt, der mit der Arie einer Oper vergleichbar ist, wird auf koreanisch nun genant. Dank dieses Höhepunkts bekommen die Pansori-Sänger auch vom ausländischen Publikum, das eigentlich gar nichts versteht, großen Beifall.
Da Pansori-Stücke früher auf einem Platz im Freien aufgeführt wurden, benutzt man auch keine Töne für die Innenraumresonanz. Das Wort Madang - „freier Platz“(eigentlich „Hof des
Kleinbauern“) ist die Bezeichnung auch für avantgardistische koreanische Kunst wie dem Madang- Theater. Es entstand in der Zeit der Militärdiktatur in Südkorea als Protestbewegung – überall mit
wenigen Requisiten spielbar. Die Dialoge wurden improvisiert – nur die Botschaft war festgelegt.
Hier schließt sich der Kreis zu schamanischen Ritualen (kut), der Tradition des Pansori und den künstlerischen Erfordernissen der Moderne.
Aus dem Bestand der Bibliothek:
Chunhyang-ga. Simcheong-ga. Sugung-ga : [Gesänge von Liebe, Treue und listigen Tieren]. - Thunum/Ostfriesland : Ed. Peperkorn, 2005